Lass dir an meiner Gnade genügen;
denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. (2. Korinther 12, 9)
Wie eine Königin, so steht die Selliner Gnadenkirche auf einem Hang westlich der August-Bebel-Straße. Auch steht sie auf fürstlichem Grund, denn der Bauplatz am Westende der Kirchstraße wurde einst von der Fürstin und Herrin zu Putbus gestiftet. Und zur Einweihung der Kirche stiftete die Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen Auguste Victoria sogar die Altarbibel und widmete diese der Kirche. Ein wahrhaft königliches Kleinod, das im Pfarrarchiv sorgfältig aufbewahrt wird.
Und doch ist die Geschichte dieser Kirche weniger ein Zeichen für königliche Macht und Stärke, sondern vielmehr für die Kraft Gottes, die in den Schwachen mächtig ist:
Ursprünglich gehörte Sellin zur Kirchengemeinde Lancken. Durch den touristischen Aufschwung wuchs das kleine Fischerdorf Anfang des 20. Jahrhunderts aber beträchtlich und wurde zu einem bedeutenden Badeort. 1913 bekam Sellin deshalb eine eigene Kirche. Ein Jahr später wurde der Ort dann sogar eine eigenständige Kirchengemeinde.
Dann aber, im Jahre 1960, wurde die Kirche durch einen Brand schwer beschädigt. Die Brandursache wurde nie endgültig aufgeklärt. Und so gibt es bis heute Mutmaßungen, der Brand sei damals im Zuge der Auseinandersetzungen um Konfirmation und Jugendweihe vorsätzlich gelegt worden.
Dennoch gelang der Wiederaufbau, gegen alle staatliche Macht und Gewalt. Die Kirche bekam ein neues Dach und drei neue Glocken, der Innenraum eine neue, schlichte Gestalt und die Orgel wurde durch die Firma Sauer wieder instandgesetzt.
So hat es mitten in der Zeit der DDR für diese Kirche einen neuen Anfang gegeben. Und die Gemeinde hat in dieser Zeit erlebt: Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig.
Hier finden Sie die Kirche in Sellin.