Tradition heißt nicht die Asche aufheben, sondern die Flamme
weiterreichen. (Ricarda Huch)
Zur Konfirmation 2025
(Jos 1,9 / Röm 12, 21 / Psalm 18, 3 / Psalm 16, 11 / Joh 7, 37)
Liebe Gemeinde,
vor allem aber liebe Flora, liebe Lotta und lieber Benedikt,
Nun ist sie also da, eure Konfirmation. Nach 1½ Jahren mit verschiedensten Kursen und Unternehmungen seid ihr jetzt am Ziel dieses Weges angekommen: Ihr werdet eingesegnet.
Das Erste, was ich an dieser Stelle sagen möchte, ist: Ich freue mich, dass ihr diesen Weg geht. Denn sich konfirmieren zu lassen und sich zum eigenen christlichen Glauben zu bekennen, das ist heute alles andere als selbstverständlich. Und ich freue mich, dass ich euch auf diesem Weg begleiten durfte, denn das war auch für mich ein schöner Weg.
Nun hat es bei uns inzwischen eine gewisse Tradition, den Konfirmanden zur Einsegnung nicht nur den Segen und eine Urkunde mitzugeben, sondern auch ein kleines Geschenk. Was ihr heute bekommt, das habe ich schon mal vorsorglich hier auf den Altar gestellt. Und als erstes greife ich da jetzt zu dieser Flasche hier.
Das ist in zweifacher Hinsicht eine besondere Flasche. Zum einen, weil es eine Flasche zum Mitnehmen ist. Was ihr da hineinfüllt kann euch unterwegs begleiten und bleibt – je nach Wunsch - auch eine gute Weile heiß oder kalt.
Das Zweite ist, dass diese Flasche gerade deshalb auch eine Widmung hat. Die Widmung lautet „Begleiter“ und darunter steht Jos 1, 9. Josua 1, 9 ist natürlich eine Bibelstelle. Und was da steht, das haben wir in der ersten Lesung bereits gehört: Sei tapfer und entschlossen. Lass dich durch nichts erschrecken und verliere nie den Mut; denn ich, dein Gott, bin mit dir, wohin du auch gehst.
Ich finde, damit bringt diese Flasche exakt auf den Punkt, worum es heute mit eurer Konfirmation heute geht: Ihr sollt bestärkt werden, bestärkt im Vertrauen, dass ihr nicht alleine seid, sondern dass da jemand an eurer Seite ist, ein Begleiter auf allen Wegen, Gott.
Der Segen, den ihr heute bekommt, der ist das sichtbare und spürbare Zeichen für diese Begleitung. Nur, in welcher Weise sich die auf eurem Weg zeigt, dass müsst ihr selber entdecken. Denn Gott ist vielfältig und bunt, so bunt, wie diese Flasche hier.
Bevor ihr jetzt aber euren Segen bekommt, möchte ich vorher nochmal kurz der Frage nachgehen, warum dieser Segen wichtig ist. Und dafür habe ich jetzt drei Doppelworte auf dem Zettel. Das erste lautet Gut und Böse, das zweite Schutz und Freiheit und das dritte Glück und Freude.
Das erste Doppelwort hast, du, Flora, mir geliefert, und zwar mit dem Konfirmationsspruch, den du dir ausgesucht hast. Der steht im Römerbrief und lautet: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12, 21)
Liebe Flora, du weißt es und wir alle wissen es: Das Leben ist kein Ponnyhof. Ja, es gibt viel Gutes und Schönes und das können und sollen wir genießen und uns daran freuen. Aber das alles gut ist oder gut bleibt, das gibt es in keinem Leben. Weil das Leben anders nicht zu haben ist.
Erwachsenwerden heißt, dem nüchtern ins Auge zu sehen. Und es heißt, sich zu entscheiden: wie gehe ich damit um? Ich kenne Leute, die versuchen, die zu ignorieren. Sie tun so, als ob es die Probleme nicht gäbe. Ich kenne auch Leute, die sagen: dafür bin ich nicht verantwortlich, da müssen sich andere kümmern. Und ich kenne auch Menschen, die angesichts der Schwierigkeiten in ihrem Leben resignieren.
Liebe Flora, mit deinem Konfirmationsspruch entscheidest du dich. Du entscheidest dich, die Schwierigkeiten des Lebens nicht zu ignorieren oder vor ihm zu resignieren, sondern ihnen etwas entgegen zu setzen um sie zu überwinden. Ich sage ganz deutlich: Menschen mit dieser Haltung, die sind leider nicht so reichlich, wie unsere Gesellschaft und unsere Welt sie eigentlich bräuchte. Aber umso mehr freue ich mich, dass du zu diesen Menschen gehörst. Und ich freue mich, dir für diesen deinen Weg heute den Segen Gottes mitgeben zu dürfen.
Soviel zu Gut und Böse. Ich komme damit zu meinem zweiten Doppelwort Schutz und Freiheit, dass du, Benedikt, mir mit deinem Konfirmationsspruch geliefert hast. Dein Spruch steht im 18. Psalm und lautet: Herr, du bist mein Fels und meine Burg, mein Retter und mein Gott, meine Festung, in der ich geborgen bin, mein Schutzschild und die Quelle meiner Freiheit, meine Zuflucht. (Psalm 18, 3)
Das Böse mit dem Guten überwinden - eine der wichtigsten biblischen Grunderkenntnisse ist: Das kann nur, wer selber einen sicheren Stand hat, einen geschützten Raum, der uneinnehmbar ist, egal, was passiert. Als Christen sagen wir: diesen Schutz haben wir in uns, und zwar durch die Begleitung Gottes (die Sache mit der Flasche). Und wir betreten diese Burg Gottes, wenn wir es wagen, uns auf seine Begleitung zu verlassen.
Und damit gewinnen wir etwas, etwas zentral Wichtiges fürs Leben: Wir gewinnen Freiheit. Wir müssen uns nicht mehr von den äußeren Umständen des Lebens treiben lassen. Wir können uns vielmehr entscheiden, für aber ggf. auch gegen Bindungen und Zwänge. Und das ist es, was Gott für unser Leben will.
Dir, Benedikt, wünsche ich, dass die Begleitung Gottes für dich immer wieder so eine felsenfeste innere Burg ist. Ich wünsche dir dies, damit du frei bist und frei bleibst und in dieser Freiheit deinen Weg gehst. Und dafür möchte ich dir heute den Segen Gottes mit auf den Weg geben.
Soviel zum Schutz und zur Freiheit. Damit bin ich jetzt auch schon bei meinem dritten Doppelwort, dass natürlich mit dir, Lotta, und deinem Konfirmationsspruch zusammenhängt. Dein Konfirmationsspruch steht im 16. Psalm und lautet: Du zeigst mir den Weg zum Leben. Große Freude finde ich in deiner Gegenwart und Glück an deiner Seite für immer. (Psalm 16, 11)
Nein, das Leben hat natürlich nicht nur Sonnenseiten. Und wenn es Schwierigkeiten gibt, dann ist es gut, wenn wir den Mut haben, Gottes Begleitung zu vertrauen, und dann die Kraft finden, die Probleme zu überwinden. Wenn der Lebensweg aber nur ein einziger Kampf wäre, und wenn es nur darum ginge, dass wir den irgendwie tapfer durchhalten müssen, dann wäre das zu wenig, viel zu wenig. Denn Gott will mehr. Er will, dass wir uns des Lebens freuen, dass wir glücklich werden und unser Lebensweg wunderschön wird. Und, liebe Lotta, genau darauf weist dein Konfirmationsspruch hin.
Als wir über eure Sprücheauswahl geredet haben, da hast du zu deinem Spruch in etwa gesagt: Dieser Spruch passt zu mir. Er beschreibt mich relativ gut. Und er ist ultrapositiv. Diesen deinen Worten kann ich mich nur anschließen. Und wenn ich dir heute den Segen Gottes mit auf den Weg geben, dann wünsche ich dir, dass du den genau darin immer wieder spürst: Im Glück und in der Lebensfreude.
Ja, ihr Lieben, damit bin ich jetzt fast am Ende. Fast, weil auf dem Altar noch etwas steht, das ich euch heute persönlich mitgeben will. Natürlich kann man bei Bedarf aus der Flasche trinken. Aber ich finde es etwas stilvoller, wenn man auch noch eine passende Tasse dazu hat.
Eine solche habe ich jetzt auch noch für euch. Edelstahl, mit einem Karabiner als Griff, man kann sie also auch gut unterwegs benutzen. Und auch diese Tasse hat eine Widmung. Durststiller lautet die, darunter steht Johannes 7, 37 und was da steht, das haben wir vorhin im Evangelium gehört, denn da sagt Jesus: Wer Durst hat, komme zu mir und es trinke, wer mir vertraut. Aus ihm werden Ströme lebendigen Wasser fließen.
Das wir den Durst nach dem Guten, nach Schutz und Freiheit, nach Glück und Freude stillen können, wenn wir seiner Begleitung zu vertrauen wagen, das ist jetzt ja hinreichend gesagt. An dieser Stelle aber sagt Jesus nochmal ausdrücklich: Wenn ihr euch auf diese Begleitung verlasst, dann werden ihr selber zu lebendigen Quellen, zu Quellen der Freude, der Freiheit und des Guten. Ihr lebt dann nicht nur selber aus dieser Quelle, sondern könnt auch anderen dieses Wasser reichen.
Liebe Flora, liebe Lotta, lieber Benedikt, ich bin mir ganz sicher, dass ihr das könnt. Und ich habe volles Vertrauen, dass ihr das auch tut. Ihr seid gesegnet und ihr sollt ein Segen sein. In diesem Sinne möchte ich euch heute konfirmieren. Und dann bleibt begleitet und behütet, oder in der Sprache der Bibel
Amen
17. Mai 2025 - Pastor Olav Metz
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