Tradition heißt nicht die Asche aufheben, sondern die Flamme
weiterreichen. (Ricarda Huch)
Advent + Besinnung = Brot
(Jes. 58, 6-10 / Joh 6, 30-51)
Liebe Gemeinde,
einen Altar voller Brote haben wir hier heute. Das sieht man und das riecht man!
Und ich finde, so ein Brot ist ein sehr schöner Hinweis darauf, worum es jetzt im Advent eigentlich geht.
Im Advent sollen wir uns nämlich mal besinnen, auf das Wesentliche besinnen. Dafür müssen wir raus aus der Fülle und der Hektik. Und deshalb ist die Adventszeit - neben der Passionszeit – ja auch eine der beiden großen Fastenzeiten. Eben damit wir vor der Fülle des Festes noch einmal innehalten und uns besinnen, besinnen auf das Wesentliche.
Und damit bin ich auch schon bei unserem Brot hier: Brot ist eines unser wichtigsten Lebensmittel. Und es ist großes Geschenk, dass wir ausreichend davon haben. Aber gerade weil wir es immer haben, gerade deshalb ist es für viele Menschen gar nichts Besonderes mehr. Es ist selbstverständlich da und wir reden mehr über das, was es da drauf und dazu gibt, als über das Wesentliche, also das Brot selber.
Deshalb ist das Brot für mich heute eine wunderbare Möglichkeit, mal innezuhalten und sich auf das Wesentliche zu besinnen: Schauen wir einfach mal etwas genauer hin: Was haben wir da eigentlich ganz selbstverständlich auf dem Tisch? Woher kommt das Brot eigentlich? Wem verdanken wir es? Und was hat gerade das mit dem christlichen Glauben zu tun?
Klar ist natürlich: Brot ist eine Frucht der Erde. Ohne Feldfrüchte, also ohne Getreide geht es nicht. Schon in der Steinzeit haben Menschen wilden Hafer und Gerste gesammelt und gemahlen. Und um das Mahlgut dann genießbar zu machen, haben sie es gewässert und dann gekocht oder gebacken.
In einer Höhle im Nordirak haben Archäologen Spuren von erhitzter Wildgerste gefunden. Die sind ca. 40.000 Jahre alt und stammen sogar noch von den Neandertalern. Und die ältesten bisher bekannten Brotreste wurden im Nordosten Jordaniens entdeckt. Sie sind 14.400 Jahre alt; verkohlte Reste von wildem Einkorn, Strandbinsen und Wurzeln.
Es spricht einiges dafür, dass wir Menschen uns ohne diese Gaben der Natur überhaupt nicht zu dem hätten entwickeln können, was wir heute sind. Das Brot ist deshalb also ein wesentlicher Teil unserer menschlichen Geschichte. Aber aus dem Gesagten ist nun auch schon sehr deutlich herauszuhören: Brot ist nicht nur eine Frucht der Erde. Es ist zugleich eine Frucht menschlicher Arbeit und menschlichen Ideenreichtums.
In Israel hat man Sichelklingen gefunden, mit denen die Menschen schon vor 20.000 Jahren Weizen und Gerste geerntet hat. Vor etwa 10.000 Jahren wurde Getreide dann erstmals systematisch angebaut. Und nach wie vor hat man das Mehl mit Wasser vermengt und als Brei gegessen oder auf flachen Steinen zu Fladen gebacken. So war es dann sogar haltbar und transportierbar.
Damit hat alles angefangen. Aber bis zu so wunderbaren Broten, die wir heute hier haben, mussten erst noch zwei wichtige Erfindungen bzw. Entdeckungen gemacht werden.
Die erste Erfindung war der Backofen. Auf Steinen lassen sich ja nur flache Brote backen. Weil ein runder Laib beim Backen ganz von der Hitze umschlossen sein muss, um gleichmäßig durchzubacken. Und das geht nur in einem Backofen. Die ersten Öfen waren wohl lediglich ein Topf, der umgekehrt auf den heißen Bachstein gestülpt wurde. Aber diese Idee war bahnbrechend und sie ist letztlich der Ursprung aller unserer modernen Backöfen heute.
Die zweite, für das Brotbacken ganz wichtige Entdeckung, war die Sache mit der Hefe und dem Gären. Dadurch wurde es nämlich möglich, Brot zu backen, das rund und locker war. Wie das alles genau funktioniert, das ist eine Welt für sich, von der ich keine Ahnung habe und deshalb an dieser Stelle auch nichts Falsches erzählen will. Es gibt aber Menschen unter uns, die sich da sehr gut auskennen und die könnt ihr nachher ja gerne mal fragen.
Nachgelesen habe ich jedenfalls, dass so schon vor über 5.000 im alten Ägypten Brote gebacken wurden, die unserem Brot heute sehr ähnlich sind. Schon damals soll es dort mehr als 30 verschiedene Brotsorten gegeben haben! Und weil man viel Brot brauchte, wurde sogar schon damals nicht mehr nur per Hand gemahlen und geknetet, sondern auch mechanischen Gerätschaften.
Die Wiege der Brotbackkunst stand also in Ägypten. Nach und nach hat sich diese Kunst dann über das ganze Römische Reich ausgedehnt. Und am Ende ist sie dann auch hier bei uns im Norden Europas angekommen. (alle Angaben siehe Wikipedia „Brot“)
Soviel zur Geschichte des Brotes, der wir entnehmen können: 1. Das Brot ist eine Frucht der Erde und eine der ältesten und wichtigsten Nahrungs- und Kraftquellen des Menschen. Und 2. Das Brot ist eine Frucht menschlicher Arbeit und menschlicher Kreativität.
Und damit komme ich jetzt wieder auf uns den heutigen 1. Advent zurück. Ich denke nämlich: Gerade deshalb ist das Brot auch eines der ältesten christlichen Symbole. Weil sich gerade dadurch zeigt, was Gott für uns will und was er von uns will.
Was Gott für uns will, dass hat unser Bibeltext aus dem Johannesevangelium sehr schön auf den Punkt gebracht: Ich bin das Brot des Lebens, sagt Jesus da. Er sagt dies, weil er will, dass wir Menschen eine dauerhafte und zuverlässige Kraftquelle für‘s Leben haben. Und diese Kraft wird spürbar, wenn ich mir immer wieder bewusst mache: Was auch immer passiert, ich bin nicht allein. Gott begleitet mich auf meinem Weg und wird mich niemals fallen lassen.
Wie dieses gebackene Brot ein Geschenk der Natur ist, so ist dieses Versprechen Ich bin immer da. Gottes Geschenk für jeden von uns. Das ist seine Kraftquelle für uns. Und deshalb feiern wir auch jedes Jahr Weihnachten: weil wir als Christen darauf vertrauen, dass Jesus als Brot des Lebens auch heute bei uns ankommt.
Das ist es, was Gott für uns will. Hinzu kommt jetzt aber noch, was er von uns will. Und was das ist, das haben wir in der ersten Lesung aus dem Propheten Jesaja gehört: Wir sollen teilen. Und da lohnt es nochmal, auf dieses Brot zu schauen: Dieses Brot ist eben nicht nur eine Gabe der Natur, sondern zugleich eine Frucht menschlichen Tuns. Und auch das ist beim Brot des Lebens nicht anders. Es ist eine Gabe Gottes, aber wir müssen unseren Teil tun, damit das auch spürbar Wirklichkeit wird.
Und warum, das so wichtig ist, das können wir abschließend beim Propheten Jesaja lesen, der schon vor über 2.500 Jahren geschrieben hat: Wenn du mit dem Hungrigen dein Brot teilst, dann hilft das nämlich nicht nur denen, die in Not sind. Vielmehr wird dann – und erst dann – auch unser Licht aufgehen und in es wird hell auch in uns!
Damit das spürbar wird, für uns und für andere, deshalb sammeln die Kirchen gerade in der Advents- und Weihnachtszeit für Menschen, denen das tägliche Brot fehlt. Deshalb haben die Konfirmanden gestern gebacken und verkaufen heute diese Brote. Und deshalb werden wir den Erlös vom Brotverkauf und die Kollekte heute weitergeben an die Aktion Brot für die Welt.
Also: Besinnen wir uns, gerade jetzt im Advent: Auf das Brot als Nahrungsmittel und auf das Brot des Lebens. Und besinnen wir uns auf die Kraftquellen, die uns damit geschenkt sind, und auf das, was wir damit Gutes bewirken können. Denn dann wird unser Licht leuchten und das ist es, was Gott von uns und für uns will.
Amen
1. Advent 2025 - Pastor Olav Metz
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